Im September 2016 fand an der HTW Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft, die erste Refugee Summer School statt. In nur acht Tagen baute ein Team aus zehn Neuankömmlingen und zehn Studierenden ein Modell für ein interkulturelles Haus für Einheimische und Neuankömmlinge, das die SOZDIA-STIFTUNG-BERLIN in Lichtenberg errichten will. Dies konnte in so kurzer Zeit geschehen, weil wir starke Projektpartner hatten, die uns voll und ganz unterstützten, und zweitens, weil wir alle an die gleiche Sache glaubten: Es ist an der Zeit, Menschen aus anderen Kulturen, die ihr Land verlassen mussten, willkommen zu heißen und sie dabei zu unterstützen, ein neues Zuhause zu finden.
(alle Fotos dieses Projekts wurden von Camilla Rackelmann aufgenommen)
Projektpartner
HTW Berlin - Hochschule für Technik und Wirtschaft, AStA HTW Berlin, SozDia Stiftung Berlin, degewo AG, Refugio Sharehaus, id22, Institut für Kreative Nachhaltigkeit, Alnatura, MOVING MAN Infotainment, Magda Torres / Simply Yoga
Die größte Herausforderung für mich als Dozent war es, die richtigen Partner für dieses Projekt zu finden und ein Konzept zu erstellen, das einen schnellen und erfolgreichen Teambildungsprozess garantiert, um den Prototyp in einer Woche zu entwickeln.
Alles lief gut und die Studenten präsentierten stolz ihr Modell für das interkulturelle Haus, um es mit der SOZDIA-STIFTUNG BERLIN zu testen.
"Unser interkulturelles Haus, das wir als Prototyp entwickelt haben, bietet Platz zum Wohnen und Arbeiten allein oder in Gruppen. Im Erdgeschoss und auf der Dachterrasse gibt es genügend Platz zum Kochen und für Begegnungen mit Gästen und der Nachbarschaft. Eine Bibliothek, ein Atelier für Künstler und ein kleiner Co-Working-Space stehen allen Interessierten offen. Einige Etagen des Hauses sind offen für alle, die gerne zum Lesen, gemeinsamen Kochen oder zur Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen kommen." Zitierte Studenten
Auf der Suche nach einem Namen für das interkulturelle Haus hatten Aziz aus Pakistan und Tarek aus Syrien die folgenden Ideen, die den Geist unseres interkulturellen Hauses sehr gut beschreiben:
In der Summer School habe ich mein interdisziplinäres Team von 10 Flüchtlingen und 10 Studierenden mit Wurzeln aus acht verschiedenen Nationen gemeinsam mit meiner Dozentin und Fotografin Camilla Rackelmann durch den Design Thinking Prozess geführt. Aus meiner Sicht waren die folgenden Aktivitäten die wichtigsten für die erfolgreiche Durchführung der Refugee Summer School:
Der Teambildungsprozess zu Beginn entscheidet darüber, ob ein Design Thinking Projekt erfolgreich sein wird oder nicht. Ein intelligentes Team zu werden, ist nicht nur eine Frage des Miteinander-Redens, sondern es geht vielmehr darum, gemeinsam zu handeln und sich besser kennenzulernen. In vielen meiner Seminare verwende ich Übungen aus der darstellenden Kunst, um das Eis zu brechen. Auf diese Weise bedeutet "gemeinsam spielen", wie ein Kind voller Kreativität und ohne Angst zu versagen zu handeln. Die Angst loszuwerden ist der wichtigste Schritt für den Innovationsprozess.
Beschreibung des Spiels
Ergebnis des Spiels
Man trainiert seinen Körper und seine Weisheit und lernt sehr leicht, in einem Team zu handeln. In einem Netzwerk des guten Willens ist jeder sicher.
Erstens habe ich die Schüler gebeten, sich in ihre Kindheit zurückzuversetzen und einen Moment zu malen, in dem sie sich sehr wohl fühlen, und zweitens sollten sie herumgehen und aufschreiben, was sie auf den Bildern der anderen sehen.
Malen öffnet die Tür zur Kreativität
Das Malen ist ein Weg, um mit der inneren Stimme, der Seele und der Intuition in Kontakt zu treten, die unsere Entscheidungen beeinflusst. Daher ist die Malerei eine wirkungsvolle Methode, um die Tür zur Kreativität zu öffnen. Zweitens ist es ein Training, um erste Ideen zu skizzieren, damit die Ideen sichtbar werden können.
Malerei Ergebnis
Auf diese Weise konnten sich die Teilnehmer auf einfache Weise kennenlernen, während sie über ihre Erfahrungen in der Kindheit sprachen, die durch ihre Bilder visualisiert wurde. Zweitens trainierten sie ihre Fähigkeit, einer Person nahe zu kommen. Und drittens wurden sie sich ihrer eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse ihrer Teammitglieder bewusst.
Die nächste Aufgabe bestand darin, in kleinen Teams an einer Herausforderung zu arbeiten. Das Team hatte nur eine Stunde Zeit, um einen Prototyp für ein Produkt zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse eines Teamkollegen zugeschnitten war, und diesen anschließend zu präsentieren.
Vom Shadowing zum Prototyping
Sie mussten eine Person aus dem Team "beschatten", die über ihr tägliches Leben spricht. Die anderen mussten herausfinden, welches Produkt/Dienstleistung/Strategie das Leben dieser Person verbessern würde. Das Team auf dem Foto entwickelte ein Gerät für eine Handmassage mit Playdoh für ein Teammitglied, das den ganzen Tag tippen muss. Auf diese Weise trainierte das Team seine Fähigkeiten im "aktiven Zuhören".
Um einen Prototyp für ein interkulturelles Haus zu bauen, mussten wir eine Feldforschung durchführen, um herauszufinden, wo das Haus gebaut werden sollte, und Interviews mit Experten für Co-Housing und interkulturelle Häuser, Mitarbeitern der SOZ-DIA-STIFTUNG und Menschen in Berlin führen.
Feldforschung - Baustelle
Die Schüler besuchten die Baustelle des interkulturellen Hauses, die sich in der Nähe einer Kita der SOZ-DIA-STIFTUNG in Lichtenberg befindet. Sie sprachen mit Mitarbeitern und Kindern über das Projekt und informierten sich über deren Wünsche für das interkulturelle Haus.
Feldforschung - Refugio Sharehouse
Um einen Einblick in die Organisation eines interkulturellen Hauses zu bekommen, haben wir das Refugio Sharehouse in Neukölln für ein Interview besucht. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftswohnprojekt für Migranten und Einheimische.
Feldforschung - Spreeacker Berlin Mitte - Expertengespräch mit Michael LaFond und Straßeninterviews in Berlin
Michael LaFond, Architekt und Experte für Co-Housing, hielt uns zunächst einen Vortrag über das Co-Housing-Projekt "Spreeacker" und Nachhaltigkeit, bevor er uns verschiedene andere Orte von Co-Housing-Projekten und Urban Gardening in Kreuzberg zeigte. Mit diesem Einblick konnten die Schüler die Komplexität ihrer Aufgabe verstehen: "Wie können wir ein interkulturelles Zuhause für Migranten, Studenten und Einheimische in Berlin gestalten, das sozial und ökologisch ist?"
Nach dem Mittagessen in den Prinzessinengärten am Moritzplatz in Kreuzberg bat ich meine Schüler, ihre Beobachtungen zu sammeln und mit Straßeninterviews zur Frage "Wie wollen Sie in den nächsten 20 Jahren leben?" und mit Fotostrecken in kleinen Gruppen an verschiedenen Orten in Berlin fortzufahren. Diese Aufgaben informierten sie über den Geist dieser Stadt, neue Trends und die Wünsche von Menschen aus verschiedenen Ländern, die entweder dort leben oder als Touristen kommen. Um 18.00 Uhr trafen wir uns zum "Cross-cultural Cooking" an der HTW Berlin.
Die nächste Herausforderung bestand darin, alle Außen- und Innenansichten, die durch die Interviews und die Expertengespräche gewonnen wurden, zu sammeln, um die Bedürfnisse der Menschen für das interkulturelle Haus in Anforderungen für die Gestaltung des Hauses zu formulieren.
Aus diesem Grund erstellten die Schüler "Personas" und nutzten Rollenspiele, um die Sichtweise der Personen, die in dem Haus leben werden, zu ermitteln.
Die Degewo AG, Eigentümerin von 75.000 Wohnungen in Berlin, hatte von unserem Projekt gehört und lud die Studenten ein, ihre Ideen für das interkulturelle Haus in den Räumen ihrer Vorstandsetage zu präsentieren. Zunächst hörten wir uns einen Überblick über ihre aktuellen Projekte an: ,,ToM - Tolerantes Miteinander, Zukunftshaus, Stadrendite" Dann hatten wir die Möglichkeit, unsere Skizzen und Ideen zu präsentieren. Wir erhielten wertvolles Feedback von ihren Ingenieuren und Vorstandsmitgliedern.
Einer der Teilnehmer, der als Flüchtling mit dem Boot nach Europa kam, stellte seine Ideen für das interkulturelle Haus der Degewo vor. Anschließend erzählte er uns: "Das war das erste Mal nach neun Monaten, dass ich mich wieder lebendig fühle." Für ihn war es sehr wichtig, dass er diese Erfahrung machen konnte. Wir bedanken uns bei den Ingenieuren und Vorständen der Degewo AG für ihr wertvolles Feedback und für die herzliche Gastfreundschaft.
Nach diesem ersten Test ihrer Ideen bei der Degewo AG waren die Studenten hoch motiviert, ihren eigenen Prototyp für das interkulturelle Haus zu bauen.
Gemeinsames Handeln und die Arbeit in einem interkulturellen und interdisziplinären Team für ein gemeinsames Ziel motiviert die Menschen intrinsisch. Auf diese Weise lernen die Menschen, kulturelle Barrieren zu überwinden und Flüchtlinge und Migranten als Neuankömmlinge zu begrüßen, die ihren eigenen Horizont erweitern.
Die Arbeit an einer Herausforderung mit Leidenschaft in einem interkulturellen und interdisziplinären Team mit der Methode Design Thinking und Human Values führt zum Erfolg. Es funktioniert gut, wenn Visionen und Werte geteilt werden und jeder die Verantwortung für den Erfolg des Projekts und das Wohlergehen der Teammitglieder übernimmt. Durch das gemeinsame Arbeiten am gleichen Ziel lernten sich die Teilnehmer der Sommerschule sehr gut kennen. Sie lernten, sich selbst und anderen zu vertrauen, egal woher sie kommen.