HTW Berlin - Hochschule für Technik und Wirtschaft, Kiron Open Higher Education, Albatros gGmbH, Future Fashion Forward e.V., mitHilfe GmbH

Sommer School  für weibliche Geflüchtete

Wie könnte der Prototyp eines Women Lab für eine Flüchtlingsunterkunft in Berlin aussehen?

Wie haben Studentinnen mit Migrationshintergrund ihre Design Thinking Fähigkeiten trainiert, indem sie ein Women Lab für eine Flüchtlingsunterkunft in Berlin entwickelt haben?
Methoden
Design Thinking and Human Values
Meine Rolle
Projektentwickler, Projektleiter, Lehrbeauftragte
Datum
September 2017
Branche
Bildung

Intro

Gemeinsam mit Studierenden von Kiron Open Higher Education for Refugees und Studierenden des Integra-Programms für Flüchtlinge an der HTW Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft, arbeiteten wir an der Herausforderung: "Wie können wir einen Prototyp für ein Women Lab für Frauen entwickeln, die in der Flüchtlingsunterkunft der mitHilfe GmbH in Berlin leben?"

Für unsere Design Thinking Workshops nutzten wir den Ballettsaal der Turnhalle unserer Hochschule in Berlin Schöneweide und die ansprechenden Räume unserer Design Fakultät. Wir alle genossen die inspirierende Atmosphäre dieser Räume und die Exkursionen zu den Co-Working Spaces WE'RE ALL IN in Mitte und zum "Bett" in Schöneweide, um einen "Blick von draußen" zu erhalten, um darauf aufbauend Ideen für das Women Lab zu entwickeln.

Unser Projektpartner

Das Projekt wurde im Rahmen des Programms "Frauen iD" vom Paritätischen Bildungswerk Bundesverband e.V. ins Leben gerufen. Ziel dieses Programms war es, durch kulturelle Bildungsangebote das Selbstwertgefühl und die Selbstlernkompetenzen von weiblichen Geflüchteten zu stärken.

Weitere Projektpartner

Bundesministerium für Bildung und Forschung
HTW Berlin
Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V.
Kiron Open Higher Education gGmbH
Kultur macht stark - Bündnisse für Bildung
mitHilfe GmbH

Herausforderung

Unsere Aufgabe war es, einen Containerraum des Flüchtlingsheims der mitHilfe GmbH in Berlin in ein gemütliches und inspirierendes Women Lab zu verwandeln.

Containerraum

Ergebnis

Ausgehend von den Bedürfnissen der Frauen aus dem Flüchtlingsheim in Lichtenberg und ihren eigenen Bedürfnissen haben die Studentinnen ein Modell für das Women Lab gebaut.

Prozess

Aktives Zuhören

Aktives Zuhören ist eine der wertvollsten Fähigkeiten, die Design Thinker haben sollten. Ich liebe es, diese Fähigkeit mit meinen Studierenden zu trainieren. Deshalb sind wir losgezogen, um den Frauen und den Mitarbeiter*innen im Flüchtlingsheim der mitHilfe GmbH, die den Container in ein Women Lab umwandeln wollten, ganz genau zuzuhören.

Feldforschung Flüchtlingsheim Containerdorf mitHilfe GmbH

Skizzieren

Nach einem Kaffee mit den Frauen und Mitarbeiter*innen des Flüchtlingsheims baten wir sie, ihre ersten Ideen für das Frauenlabor auf eine Leinwand zu skizzieren, die wir auf dem Tisch befestigt hatten. Der Grund für die Wahl dieser Methode liegt darin, dass das Skizzieren Ideen visualisiert und im Design Thinking Prozess sehr hilft, die Bedürfnisse der Menschen zu verstehen, für die ein Prototyp entworfen wird.

Ein scharfer Beobachter werden und der "Point of View" 

Zurück im Workshop-Raum sammelten die Studentinnen alle ihre Beobachtungen, sprachen über ihre Erfahrungen im Containerdorf und definierten die wichtigsten Bedürfnisse der Frauen, indem sie die Skizzen der Frauen interpretierten. Ich arbeite in meinen Design Thinking-Kursen gerne mit Skizzen, weil die Menschen darauf vertrauen, dass sie ihre tiefen Wünsche oft viel leichter mit einem Stift ausdrücken können als mit Worten.

Bedürfnisse

Die Studentinnen fanden heraus, dass der Wunsch nach einem sicheren Ort wie einem Haus groß ist, in dem es die Gelegenheit gibt, sich zu treffen, zu reden, zu kochen, zu singen und zu tanzen oder gemeinsam einen Film anzusehen, in dem analoge und digitale  Bildungsprogrammen  angeboten werden, in dem gelernt werden kann und es die Möglichkeit gibt, vor dem Haus in einem Garten mit Bäumen und Blumen eine Pause einzulegen und den Vögeln zuzuhören. Außerdem sollte es einen Raum für Kreativität/zum Malen geben.

Verlassen Sie den Klassenraum

Um sich inspirieren zu lassen und einen Blick über den Tellerrand zu werfen, besuchten die Studentinnen zwei Co-Working Spaces, das "Bett" in der Nähe der Universität in Schöneweide und das "WE`RE ALL IN" in Mitte. Meiner Meinung nach sind Exkursionen eine der besten Möglichkeiten, um ein smartes Team zu werden. Unterwegs werden beiläufig Erfahrungen ausgetauscht und zusätzlich gibt es die Gelegenheit zu informellen Gesprächen. Die gemütliche Atmosphäre des "Bett" und den Teppich von "WE`RE ALL IN" finden sich auch im späteren Prototypen für das Women Lab wieder. Wir danken "Bett und WE`RE ALL IN" für ihre Gastfreundschaft und ihre Aufgeschlossenheit.

Links und Mitte: BETT in Schöneweide | Rechts: WE'RE ALL IN

Verwandeln Sie einen Ballettsaal in eine Design Thinking Klasse

Für die Arbeit an den Design Thinking-Schritten Point of View - Prototype haben wir den Ballettsaal in eine Design Thinking Klasse verwandelt. Das hat sehr gut funktioniert. Die Studnetinnen wurden sehr kreativ, sie tanzten und hatten viel Spaß miteinander. Zuerst sammelten sie die Bedürfnisse der Frauen im Flüchtlingsheim der mitHilfe GmbH, die sie interviewt hatten auf Posits, danach ihre eigenen Visionen für ein Frauenlabor und nutzen die großen Spiegel des Balettsaals als Canvas für die Postits. Schließlich fanden sie die wichtigsten Bedürfnisse heraus und wandelten sie in Anforderungen für den Designprozess um.

Schlüpfen Sie in die Schuhe Ihrer Personas

Zunächst zeichnete eine der Studentinnen drei "Personas" stellvertretend für die unterschiedlichen Frauen, die das Frauenlabor aufsuchen würden. Anschließend sammelten sie die Bedürfnisse dieser Personen auf einer Leinwand, die an den Spiegeln befestigt wurde. Andere Studentinnen benutzten Seile, um den Raum des Containers für das Frauenlabor auf dem Boden des Ballettsaals auf der Grundlage der Messungen zu definieren, die sie während der Feldforschung im Flüchtlingsheim vorgenommen hatten.

Porträts von Persönlichkeiten

 Prototyping

In der Turnhalle fanden die Studentinnen eine Menge inspirierendes Material, um einen Prototypen 1:1 zu bauen, nachdem sie mit Seilen auf dem Boden verschiedene "Aktionsräume" für das zukünftige Women Lab definiert hatten.

Zeit für sich selbst
Zeit für Schönheit
Freunde treffen
Treffen und Essen
Studie
Kaffeebar

Modell: Das Women Lab für die mitHilfe GmbH

Anschließend lernten die Studentinnen, wie sie das Modell für das Women Lab, das sie im Containerraum der Flüchtlingsunterkunft der mitHilfe GmbH in Berlin präsentieren wollten, nach den zuvor definierten Bedürfnissen bauen können.

Wichtigste Einsicht

Dieses Women Lab, das von einer interkulturellen Gruppe von Studentinnen als Prototyp entwickelt wurde, kann alle inspirieren, die ein solches Labor in den Unterkünften für Geflüchtete oder andere Frauen einrichten wollen. Das warme Licht im Inneren, der Holzboden, die gestrichenen Wände und die glatten und weichen Materialien der Möbel schaffen eine willkommene Atmosphäre. Soweit bekannt, ist es das erste Women Lab in Berlin mit einem "Raum für Schönheit." Dies könnte eine Inspiration für zukünftige Labs sein, auch für "Business Labs" in Berlin oder anderswo. Auf diese Weise führen Design Thinking und interkulturelle Innovation zu neuen Geschäftsideen.

Schlussfolgerung

Keine der Studentinnen war eine Designerin oder Architektin, aber sie alle wurden Design Thinkerinnen voller Empathie füreinander. Das ist die Stärke der Methode Design Thinking. Es ist das Team, das das Spiel gewinnt.  In diesem Fall arbeiteten alle für das Ziel, Menschen zu erfreuen, die fast alles verloren hatten.

"Design Thinking bedeutet, mit dem Herzen zu arbeiten und nicht nur mit dem Geld bezahlt zu werden, das man zum Leben braucht, sondern auch mit der Chance zu wachsen, die man anderen gibt."

Heike Ernst

Weitere Projekte

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