HTW Berlin - Hochschule für Technik und Wirtschaft

Design Thinking & Transformation

Wie können wir ein Industriegebäude in eine Universität der Zukunft verwandeln?

Methoden
Design Thinking and Human Values, Transformation
Meine Rolle
Dozentin
Datum
Sommersemester 2020
Branche
Bildung

Intro

In diesem Seminar hatten die Studierenden die Aufgabe, die Gebäude der alten Brauerei Bärenquell in eine Universität der Zukunft zu verwandeln und dabei die Vision des Projektentwicklers zu berücksichtigen: "Unsere Mission ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Sie kreativ sein können. Bärenquell ist ein Treffpunkt, an dem Kunst, Kultur, Wissenschaft und Innovation unter einem Dach zusammenkommen"(https://baerenquell.eu/). Zweitens mussten sie die besondere Atmosphäre dieses Ortes berücksichtigen, der direkt an der Spree liegt, eine Größe von 40.750 m2 hat und ein berühmter Ort für Street Art ist(https://baerenquell.eu/gallery/).

Bilder von Ludwig Ernst. Rechts oben und unten: Künstler Ale Senso.

Herausforderung

Aufgrund von Covid19 musste das gesamte Seminar online abgehalten werden. Normalerweise fordere ich die Teilnehmenden meines Seminars auf, "mit den Händen zu denken" (David Kelley), damit sie ihre Ideen durch erste Prototypen visualisieren, die sie aus dem inspirierenden Material, das sie in unserem Design Thinking Lab finden können, bauen, und via  Feldforschung, Straßeninterviews und Photo Circuits, den Geist eines Ortes einzufangen. Aber Ausflüge waren nicht erlaubt. Jeder musste allein zu Hause bleiben.

Ergebnis

Die Studierenden beschlossen, die alte Brauerei in einen Raum "für nachhaltiges Leben und Lernen durch einen offenen Dialog" zu verwandeln. Ausgehend von diesem Ziel entwickelten sie eine Social-Media-Kampagne und Moodboards für den internen Gebrauch, um ihre Ideen für Innen- und Außenräume zu visualisieren, in denen sich Studierende, Anwohner*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Menschen aus Start-ups und Unternehmen treffen und voneinander lernen können - analog, digital oder hybrid. All diese Ideen sollen Offenheit für eine neue Art des Lernens und Arbeitens garantieren.

Orte, die die Studierenden auf dem Brauereigelände definiert haben

Bereichsbeschreibungen der Studenten

1. Bereich der Universität

Hörsaal:
Verschiedene offene Hörsäle mit guter Infrastruktur, die sowohl für gemeinsames als auch für individuelles Arbeiten geeignet sind und sich von der standardmäßigen Gestaltung von Unterrichtsräumen abheben.

Bibliothek:
...so viel natürliches Licht wie möglich zu haben, um eine entspannende und komfortable Atmosphäre zum Lesen und Studieren zu schaffen.

Studienraum:
Von einem 24-Stunden-Studio, um die Deadline einzuhalten, über einen kleinen Raum für Einzelarbeit bis hin zu einem offenen Arbeitsbereich für Gruppenprojekte stehen alle Arten von Studienmöglichkeiten zur Verfügung.

2. Drohnenbereich, Hackerräume und Computerlabore

Drohnenbereich:
bringt verschiedene Expert*innen zusammen, um an einem gemeinsamen Thema zu arbeiten
- Rennen -> Spaß
- Drohnen bauen -> Techniker, Künstler,...
- eine Rennstrecke bauen -> Künstler, Architekten,...
- Drohnen programmieren (+AI) -> Informatik
- Drohnen in der industriellen Lieferkette einsetzen -> BWL,...

Hackerspaces und Computerlabors:
bieten Menschen die Möglichkeit, zusammenzukommen und Dinge auszuprobieren, zusammenzuarbeiten, Ideen zu entwickeln und sich zu vernetzten

3. Museum & Offene Galerie

Ausgehend von der Vorstellung des Projetentwicklers in einem alten Gebäude der Brauerei, dessen Wände inzwischen zu Leinwänden für Street Art Künstler wurden, ein Brauerei Museum einzurichten, entstand folgende Idee: Das Museum soll nicht nur ein Ort sein, an dem die Geschichte des Bierbrauens sondern auch Kunst erlebbar wird. Dabei soll die Street Art nicht nur in den Innenräumen, sondern auch an den Außenwänden von den Gebäuden miteinbezogen werden.  Desweiteren wurde eine Öffnung der Räume für Kunstaktionen vorgeschlagen.

4. Gemeinschaftszentrum

So soll es Cafés zum Lernen und Entspannen, ein Gemeinschaftszentrum mit Vereinsaktivitäten, ein Sportzentrum und soziale Veranstaltungen für Studierende und Anwohner*innen geben.

5. Außenbereich

Treffpunkte und Marktplatz:
Außengastronomie im Sommer, Nachtmarkt oder Weihnachtsmarkt, offene Multifunktionsfläche für Veranstaltungen.

Sunset Lounge:
Genießen Sie den Fluss, einen Ort der Entspannung, des geselligen Beisammenseins und des Sports, z. B. eine Joggingstrecke.

Gemeinschaftsgarten:
Ein Dach- oder hängender Garten kann eine Möglichkeit sein, ein Maximum an Grünfläche innerhalb des Komplexes zu schaffen.

Prozess

Die Zukunft der Führung

In Zeiten von New Work wird erwartet, dass die Menschen in hohem Maße selbständig arbeiten. Um die Studierenden gut vorzubereiten, begann ich das Seminar mit Übungen zur Selbstführung und einer Lektion über die Rollen eines Responsible Leader (Maak. Ulrich). Danach hatten sie ein Training in Mindful Leadership von Melanie Spreeberg, bevor sie ein Interview mit Mohamed Amer über organische Führung und die Bedeutung von Führung in verschiedenen Kulturen hörten. Schließlich diskutierten sie über die Verantwortung eines Designers, nachdem sie den Film "Die Macht der Zehn" gesehen hatten. Es war meine Absicht, dass sie über ihre eigene Rolle als potenzielle Führungskraft und Designer nachdachten, bevor sie mit dem menschenzentrierten und werteorientierten Design Thinking-Prozess begannen. Auf der Grundlage dieser Denkweise definierten sie die Werte für die Universität der Zukunft, die den Designprozess leiten sollten.

Werte

Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit, Inklusivität, Interdisziplinarität, Multiperspektivität, Teamarbeit, Zuverlässigkeit, Innovation, Toleranz, Glück, sozial, Freiheit, Vielfalt, Selbstbestimmung, Abenteuer, Freundschaft

Schlüsselwörter

Gemeinschaft, Vernetzung, neue Leute kennenlernen, international, gemeinsam studieren, gemeinsam Spaß haben, Zusammenhalt, Campusleben, Natur, Innovation, neue Technologien, zukunftsorientiert, gute Atmosphäre, Kreativität, Möglichkeiten, Gesundheit, interdisziplinär, gemütlich, modern

Der Digital Design Thinking-Prozess

Während des Design Thinking-Prozesses wurde das World Wide Web mit all den Chatrooms, Whiteboards, Videos, Fotos und digitalen Bibliotheken zum neuen Spielplatz für die Studierenden. Sie begannen mit Recherchen über die Universitäten der Zukunft, befragten Studierende aus aller Welt, Anwohner*innen, Künstler*innen und weitere Stakeholder nach ihren Bedürfnissen und Wünschen für eine Universität der Zukunft, bevor sie Moodboards für ihre Abschlusspräsentation erstellten. All dieses kreative Arbeiten fand online auf entsprechenden Whiteboards statt.

Wichtigste Einsicht

Design Thinking funktioniert online sehr gut, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: Eine Herausforderung, die motiviert, eine genaue Agenda und ein Arbeitsbuch als Leitfaden durch den Prozess, Co-Lecturing mit externen Expert*innen, intensives Teamtraining zur Vertrauensbildung, Arbeit in kleinen Gruppen, Feedback nach jeder Einheit, gute technische Unterstützung durch Expert*innen für Kommunikationsdesign (C.Rackelmann).

Schlussfolgerung

Diejenigen Universitäten werden den Bedürfnissen ihrer Studierenden in Zukunft gerecht werden, die ihr Bildungsprogramm umgestalten, um soziale undökologische Aspekte in ihre Studienprogramme einzubeziehen, und die mehr und mehr analoge, digitale oder hybride kultur- und fachübergreifende Seminare für alle anbieten werden, um den lokalen und globalen Dialog zwischen Lehrenden, Studierenden, Wissenschaftler*innenn, Unternehmen und Institutionen zu verstärken. Dank des World Wide Web gibt es viele neue Möglichkeiten, wie z.B. das Co-lecturing mit Lehrenden und Studierenden aus verschiedenen Teilen der Welt in interaktiven Online-Seminaren. 

"Die Grüne Universität steht für nachhaltiges Leben und Lernen durch einen offenen Dialog".

Stimme der Studierenden

Weitere Projekte

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